Täglich werden wir Zeuge, wie ein
entfesseltes Finanzsystem Wirtschaft, Wohlstand und Gesellschaft
gefährdet. Börsen spielen verrückt, Märkte geraten außer
Kontrolle und Hedgefonds wetten gegen den Euro.
Die Politik wirkt hilflos und
getrieben. Wie ein kleines Kind, dass dem Geschehen nur mit offenem
Mund staunend folgen kann. Ebenso sogenannte Experten und Ökonomen.
Noch 2008 forderten alle lautstark eine Zähmung des Finanzmarkts. Doch wo sind die Reformen geblieben? Wo sind die Regeln, die dem maßlosen Treiben Einhalt gebieten?Nirgends! Die Lobbyisten haben einen guten Job gemacht. Konkreter: Die Lobbyisten des IIF.Das Institute of International Finance (IIF) ist ein Zusammenschluss großer Finanzinstitute. Das IIF hat 400 Mitgliedsunternehmen in 70 Länder und schließt fast alle Hauptakteure der Branche ein, darunter Banken, Investmentbanken, Versicherungen und Investment Management-Firmen. Es koordiniert die Zusammenarbeit des Bankensektors in den Hauptbereichen Forschung und Lobbying.
Das IIF trat im Juni 2010 bei seinem Kongress in Wien durch gezielte Meinungsmache gegen eine schärfere Finanzmarktregulierung im Zuge des Gesetzespakets Basel III hervor. Im Juli 2011 übernahmen die europäischen Finanzministern ein Papier des IIF über die Beteiligung privater Gläubiger an der Rettung Griechenlands als „Roadmap“für die weitere Vorgehensweise.
Das IIF hat ein perfektes
Lobbying-System entwickelt. Die wichtigsten Institute sind von ihnen
unterwandert.
Wie beispielsweise die Kommission in
Brüssel. Hier werden die europäischen Gesetze entworfen. Die
Vorschläge für diese Gesetze erarbeiten Expertengruppen. Doch in
diesen sitzen fast nur Finanzlobbyisten.
Ein tragisches Beispiel: In der
Expertengruppe für Bankenregulierung sitzen fast ausschließlich
Vertreter der Banken. Den Teufel werden diese tun und sich selbst
regulieren. Wie sieht diese Übermacht in konkreten Zahlen aus?
Die Kommission hat 260 Experten, die sie bei der Regulierung des Finanzmarkts beraten sollen. Doch 200 dieser 260 kommen direkt von der Finanzindustrie.Yiorgios Vassalos (NCO Corporate Europe Observatory)
Damit wird das System zementiert, das
uns in die Krise geführt hat. Die Finanz-Lobbyisten in diesen
Expertengruppen haben den Gesetzgeber fest im Griff.
Doch das IIF hat nicht nur auf die
Kommission überwältigenden Einfluss, sondern auch auf das
Parlament. Die Gesetzesvorlagen die hier landen sind sowieso den
Banken wohlgesonnen. Im Parlament werden sie nochmals nachpoliert.
Die Finanzlobby bearbeitet jeden Abgeordneten der für die
Finanzgesetzgebung zuständig ist.
Sven Giegold, EU-Abgeordneter, GRÜNE-Fraktion: "Die Finanzmarktlobbys sind absolut erfolgreich. Das sieht man daran, dass die Anträge, die sie einem vorformulieren und die sie mehr oder weniger an alle relevanten Abgeordneten schicken, tatsächlich im Gesetzgebungsverfahren landen. Sehr oft werden die entsprechenden Texte von Kollegen eingebracht und dann auch tatsächlich beraten."
Zwei, die besonders oft einen
Änderungsantrag einbringen, der sich mit dem der Finanz-Lobbyisten
wortwörtlich deckt sind die EU-Abgeordneten von der CSU Balz &
Ferber.
Ein Monitor-Reporter fragt nach:
Reporter: "Wir haben ganz einfach
verglichen, Ihre Änderungsanträge mit den Papieren in der
Lobby-Organisation. Und da sieht man eigentlich, dass Sie die
Vorschläge 1:1 übernommen haben, wenn Sie mal reingucken.
Burkhard Balz, EU-Abgeordneter, CDU:
"Das kann eigentlich so in der Form nicht sein, und auch
eigentlich nicht unbedingt so gewesen sein. Ich gucke mir, wie
gesagt, viele Sachen an und schaue dann und entscheide dann
letztendlich, was ich für Änderungsanträge einbringe."
Reporter: "Ja, aber Sie übernehmen
sogar den Originaltext. Und das ist von der Argumentation vollkommen
identisch."
Burkhard Balz, EU-Abgeordneter, CDU: "Ja, ja, das ist doch schön. Wenn andere Organisationen eine Meinung haben, und ich vielleicht zufällig auch mal diese Meinung habe."
Reporter: "Ja, aber dann haben Sie ..."
Burkhard Balz, EU-Abgeordneter, CDU: "Es spricht doch in keiner Weise etwas dagegen, wenn ich aufgrund meines beruflichen Hintergrundes dementsprechend und mit meiner Sachkenntnis hier Meinungen vertrete. Die können doch auch durchaus mal mit Institutionen aus der Finanzbranche übereinstimmen."
Noch origineller ist die Erklärung des Abgeordneten Markus Ferber von der CSU. Nicht er habe die Vorschläge der Börsenlobby übernommen, sondern sie von ihm.
Burkhard Balz, EU-Abgeordneter, CDU: "Ja, ja, das ist doch schön. Wenn andere Organisationen eine Meinung haben, und ich vielleicht zufällig auch mal diese Meinung habe."
Reporter: "Ja, aber dann haben Sie ..."
Burkhard Balz, EU-Abgeordneter, CDU: "Es spricht doch in keiner Weise etwas dagegen, wenn ich aufgrund meines beruflichen Hintergrundes dementsprechend und mit meiner Sachkenntnis hier Meinungen vertrete. Die können doch auch durchaus mal mit Institutionen aus der Finanzbranche übereinstimmen."
Noch origineller ist die Erklärung des Abgeordneten Markus Ferber von der CSU. Nicht er habe die Vorschläge der Börsenlobby übernommen, sondern sie von ihm.
Markus Ferber, EU-Abgeordneter, CSU:
"Hier ist von Seiten der Börsen ein Vorschlag unterbreitet
worden, der sich mit meinen Überlegungen gedeckt hat. Dass das dann
in ein Grundsatzpapier gewandert ist, das entzieht sich meiner
Kenntnis, das habe ich auch erst später festgestellt."
Das kann eigentlich nicht sein. Vom Dezember 2010 ist der Vorschlag des Börsenvereins, auf Englisch, ein entscheidender Absatz zur Einschränkung von Leerverkäufen soll entschärft werden. Fast wortgleich, auch auf Englisch, findet sich diese Passage bei Ferber, einen Monat später. Tatsachen - doch der Abgeordnete bleibt dabei, irgendwie habe man ihm seine Ideen geklaut.
Reporter: "Das verstehe ich nicht, Herr Ferber, wirklich nicht."
Markus Ferber, EU-Abgeordneter, CSU: "Ja, aber wie soll ich es Ihnen noch sagen?"
Reporter: "Die machen ein Papier, die schlagen vor: soundso stellen wir uns das vor."
Markus Ferber, EU-Abgeordneter, CSU: "Ich führe mit denen ein Gespräch, ich werde mit denen keins mehr führen, ja. Weil ich so eine - Entschuldigung - Verarschung auch nicht über mich ergehen lasse. Ich führe mit denen ein Gespräch, ich entwickele Ideen, wie man das Ganze machen könnte, die schreiben es in Positionspapiere. Meinen Sie, ich komme mir da toll vor?"
Das kann eigentlich nicht sein. Vom Dezember 2010 ist der Vorschlag des Börsenvereins, auf Englisch, ein entscheidender Absatz zur Einschränkung von Leerverkäufen soll entschärft werden. Fast wortgleich, auch auf Englisch, findet sich diese Passage bei Ferber, einen Monat später. Tatsachen - doch der Abgeordnete bleibt dabei, irgendwie habe man ihm seine Ideen geklaut.
Reporter: "Das verstehe ich nicht, Herr Ferber, wirklich nicht."
Markus Ferber, EU-Abgeordneter, CSU: "Ja, aber wie soll ich es Ihnen noch sagen?"
Reporter: "Die machen ein Papier, die schlagen vor: soundso stellen wir uns das vor."
Markus Ferber, EU-Abgeordneter, CSU: "Ich führe mit denen ein Gespräch, ich werde mit denen keins mehr führen, ja. Weil ich so eine - Entschuldigung - Verarschung auch nicht über mich ergehen lasse. Ich führe mit denen ein Gespräch, ich entwickele Ideen, wie man das Ganze machen könnte, die schreiben es in Positionspapiere. Meinen Sie, ich komme mir da toll vor?"
Ja, wenn sein Gesetzestext zufällig
mit dem der Lobbyisten übereinstimmt und zwar wortwörtlich, dass
ist doch wünschenswert, oder?
Wie ihr seht, machen sich diese Leute
über uns lustig. Sie pfeifen auf die Demokratie. Sie pfeifen auf das
Volk als oberster Souverän.
In jeder WIRKLICHEN Demokratie würde
die Polizei mit Blaulicht vorfahren und diese beiden Herren abholen.
Ab in die U-Haft mit ihnen! Da wir aber KEINE wirkliche Demokratie
mehr sind, machen sie weiter und werden noch fürstlich mit unserem
Steuergeld belohnt (neben der Lobbyisten-Gage, die sie sich
zusätzlich ins Säckchen stecken).
Peter van Dorren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen