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Sonntag, 23. Oktober 2011

Medien-Propaganda: Der Grieche ist an allem Schuld!

Durch manipulierte Haushalts-Statistiken kam der Grieche in den Euroraum. Durch exzessiven Hang zu Korruption & Faulheit trieben es die Griechen auf die Spitze und jetzt haben wir den Salat. Ohne Griechenland und seine Bevölkerung sehe die Welt viel besser aus.

So kann man die Medien-Berichterstattung in jüngster Vergangenheit beschreiben. Egal ob Blöd-Zeitung oder Krone, für sie stand der Schuldige der Euro-Krise fest: Griechenland. Doch auch angebliche und selbsternannte Qualitätszeitungen beteiligten sich an dem Gemetzel.

Wischmeyer beschreibt dies in seinem Schwarzbuch in überspitzter und köstlicher Form:



 
Die Vorwürfe beinhalten drei Punkte:
  • Die Griechen logen bei der Prüfung zu den Euro-Kriterien.
  • Die Griechen sind korrupt und betreiben Steuerhinterziehung im großen Stil.
  • Die Griechen sind per se faul und verdienen zu gut.

Gehen wir diesen Behauptungen auf die Spur:
  • Die Griechen logen bei der Prüfung zu den Euro-Kriterien.
Es stimmt. Die Griechen logen bei den Kriterien zur Aufnahme in den Euroraum. Doch was kann die Bevölkerung dafür? Diese war mehrheitlich dagegen und wollte die Drachme beibehalten. Für ihre korrupten „Volksvertreter“ (wie in jedem anderen Land auch) können sie nichts. Die Politiker wurden bei ihrer Lüge von einem Institut unterstützt, das großes Interesse an der Aufnahme Griechenlands in den Euroraum hatte: Goldman Sachs.

Im Schönen ihrer Haushaltszahlen waren die Griechen Meister - und offenbar hatten sie dabei Hilfe von echten Profis. Nach SPIEGEL-Informationen unterstützte die US-Bank Goldman Sachs den nun vor der Pleite stehenden Staat mit komplexen Finanztransaktionen.

Die Griechen erhielten dafür weitere Milliarden-Kredite. Goldman Sachs verdiente sich derweilen dumm & dämlich an griechischen Anleihen. Als es brenzlig wurde, verabschiedete sich Goldman Sachs klammheimlich vom Großteil der Schuldscheine und verkaufte sie an die EZB. Sobald das Risiko eines Verlusts eintritt, hat gefälligst der Steuerzahler das Risiko zu tragen. So ist es, in unserer schönen, neuen Welt.

  • Die Griechen sind korrupt und betreiben Steuerhinterziehung im großen Stil.
Griechenland und die EU: Keine große Liebe
Als der Kollaps drohte, hatten die gleichgeschalteten Medien den Schuldigen schnell bei der Hand. Das griechische Volk. Dabei schreckte man selbst vor Stereotypen & Klischees nicht zurück. Die Griechen sind eben ein Balkan-Land, hieß es. Immer wieder wurde behauptet, die griechische Steuerhinterziehung würd bis zu 45 Milliarden pro Jahr betragen. Doch wie kommt man auf diese Zahl? Steuerhinterziehung ist ja nichts, was man bei einer Behörde meldet, die dies dann ordentlich registriert, summiert und veröffentlichet. Trotzdem findet man sogar im angeblichen Lexikon-Ersatz Wikipedia diese Behauptungen wieder.

Wenn Deutsche & Österreicher den griechischen Betrug so exakt berechnen können, dann müssten sie über die eigene Steuerhinterziehung selbst bis auf den Cent genau Bescheid wissen. Dem ist aber nicht so.

Steuerhinterziehung in Deutschland Das große Milliarden-Rätsel

"Wie viel Steuern jährlich hinterzogen werden, lässt sich eigentlich gar nicht ermitteln", sagt Horst Höppner, stellvertretendes Vorstandsmitglied des Instituts für Steuern und Finanzen in Bonn, "denn Wissenschaftler haben auf die erforderlichen Daten überhaupt keinen Zugriff."

"In Wahrheit können die hinterzogenen Steuern deutlich höher liegen, aber auch deutlich niedriger", sagt er und greift zu einem Beispiel, um die Ungenauigkeit zu verdeutlichen. "Genauso gut könnte man sich fragen, wie viele Menschen eigentlich täglich zu schnell Autofahren."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuerhinterziehung-in-deutschland-das-grosse-milliarden-raetsel-1.261318

Die Summe der griechischen Steuerhinterziehung ist also nur eine Mär. Erfunden von wildgewordenen Finanz-Jongleuren die von ihrer eigenen Schuld ablenken wollen.


  • Die Griechen sind per se faul und verdienen zu gut.

Zwar ist der Mindestlohn für Griechen relativ hoch (872 Euro), doch müssen ein Viertel der Griechen damit auskommen. Ein weiterer hoher Prozentsatz der Griechen bewegt sich zwischen dem Mindestlohn und Tausend Euro. Fast die Hälfte der Griechen verdienen also unter 1000 Euro im Monat. Dabei haben die Griechen Lebenshaltungskosten, die Deutschland und Österreich ähneln.

Doch was ist mit der Arbeitszeit? Den Griechen hängt inzwischen nach, besonders faul zu sein, besonders wenig und kurz zu arbeiten.
Die Griechen arbeiten in der Woche durchschnittlich 41,6 Stunden. Der EU-Schnitt beträgt 37,4 Stunden. Die Griechen gehen mit 61,4 Jahren in Pension, die Deutschen mit 61,7 Jahren.
Die Griechen weisen weder in der Wochenarbeitszeit noch im Pensionsantrittsalter besondere Auffälligkeiten auf.

Der griechische Nichtsnutz & Faulenzer ist nur eine Erfindung der neoliberalen Lügner & Betrüger. Sie wollen von ihren eigenen Unzulänglichkeiten ablenken. Sie wollen davon ablenken, dass sie die Krise verursachten und damit die Staaten in höchste Nöte brachten. Sie wollen davon ablenken, dass ihr System der Habgier und des Ausbeutens nie funktioniert hat und nie funktionieren wird. Ein System, dass aus wunderbar funktionierenden Ländern Bittsteller machte. Ein System, dass aus glücklichen Bürgern Wutbürger machte. In Griechenland herrschen schon kriegsähnliche Zustände. Lassen wir es nicht so weit kommen. Wenden wir uns ab vom Neoliberalismus und hin zu einem gesunden Wirtschaftssystem, dass den Menschen Freiheit & Wohlstand bietet.

Peter van Dorren




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