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Sonntag, 7. Oktober 2012

Angeblicher Assad-Angriff auf die Türkei: USA planen Zweifrontenkrieg gegen Syrien

Akute Kriegsgefahr an der türkisch-syrischen Grenze. Wer schuld ist, steht im Westen schon fest. Natürlich ist es Syrien, das "Assad-Regime". Auch wer sich nicht viel mit Politik beschäftigt, erahnt, dass es sich hierbei erneut um eine Propagandalüge handelt. 

Syrien, das in einem fingierten Bürgerkrieg steckt, soll ein Nachbarland angreifen? Syrien soll den NATO-Verteidigungsfall provozieren, bei dessen Eintreten der Untergang seiner Armee und der Assad-Regierung sicher ist? Der syrische Staat kämpft angesichts der verdeckten Intervention von außen schon jetzt um seine Existenz. Und in dieser Lage soll er auch noch einen Krieg mit der Türkei beginnen?  

Den deutschen Medien scheinen solche Gedankengänge völlig fremd zu sein. Wichtig war es ihnen nur, den Vorfall möglichst schnell der Assad-Regierung in die Schuhe zu schieben. So titelte die Tagesschau:

Syrische Regierung entschuldigt sich für Granatenangriff auf Akcakale

Eine Behauptung, der sich fast alle Medien in Deutschland und Österreich anschlossen. Eine glatte Lüge. Der UN-Botschafter Syriens Bashar Jaafari erklärte vor der UN, dass sich Syrien nicht für den Vorfall entschuldigt hat. Die Untersuchungen zu dem Ereignis laufen noch. Man habe nur dem türkischen Opfer und der Familie sein Beileid ausgedrückt. (Video der Rede)

Ebenfalls äußerst zwielichtig ist wieder einmal die Berichterstattung des staatlichen Gebührensenders ZDF.  Sie gaben an, die Rebellen hätten sich bereits zum Anschlag bekannt. Der Blog Syrien-Info downloadete das Video. (Beitrag + Video)

Etwa ab Minute 00:50 ist zu hören: „Raketen und Granatfeuer – die Türkei übt Vergeltung für einen Angriff von syrischer Seite gestern Nachmittag. Seit Wochen warnt Ankara davor, die Türkei zu provozieren. Bis tief in die Nacht dauern die Gefechte. Inzwischen haben sich syrische Rebellen zu der Provokation bekannt.“ 

Schon einige Stunden später wurde das Video auf der ZDF-Mediathek gelöscht und um diese Information gekürzt. Angaben, was da genau vor sich gegangen ist, macht das ZDF keine.

Der Blog Alles-Schall-und-Rauch entdeckte in der türkischen Zeitung Yurt einen Artikel, den der dortige Chefredakteur Merdan Yanardag höchstpersönlich verfasst hatte. Die Zeitung schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe, die Granaten die auf Akçakale abgefeuert wurden, stammen aus NATO-Beständen.

Syrischer Rebell mit seinem Lieblings-Spielzeug
 
Investigative Berichterstatter sind der Sache nachgegangen und sie haben an Hand der Beschriftung 120 AE HE-TNT der Mörsergranaten recherchiert, wer diese herstellt. Tatsächlich handelt es sich um NATO-Munition. Sie wird laut Jane's Defence Weekly von verschiedenen Rüstungsfirmen in Europa hergestellt, wie zum Beispiel von der spanischen Explosivos Alaveses SA (EXPAL), die Teil der Maxam Defence Group ist.
 
Die Türkei beteiligt sich seit Monaten intensiv im Kampf gegen Assad. Auf türkischem Boden können sich FSA-Kämpfer sammeln und Angriffe planen. Auf türkischem Boden sind Geheimdienstmitarbeiter und Spezialisten, die Kämpfer der FSA ausbilden. Auf türkischem Boden werden Waffen gesammelt und über die Grenze nach Syrien geschmuggelt. Von türkischem Boden aus wurden syrische Grenzdörfer beschossen, damit die dort stationierten regulären Truppen besser und schneller besiegt werden konnten. Die Türkei verletzte im Sommer 2012 syrischen Luftraum und wollte so einen Krieg provozieren. Doch warum das Ganze eigentlich?

In einem achtmonatigen Prozess hat die University of Pennsylvania aus weltweit 25.000 Denkfabriken die einflussreichsten ermittelt. Dabei wurden Faktoren wie die Zahl umgesetzter wirtschaftspolitischer Vorschläge, Nennungen in den Medien sowie die Relevanz für Entscheidungsträger berücksichtigt. Das letzte Wort sprach ein Panel aus 800 Forschern, 150 Journalisten und Dutzenden früheren Direktoren von „Thinktanks“.
Demnach ist die Washingtoner „Brookings Institution“ die weltweit einflussreichste Denkfabrik. (Dokument zum Download)

Wie der englischsprachige Blog Land Destroyer herausfand, hat genau dieses Institut bezüglich des Nahen Ostens eine Anleitung verfasst, wie den vorzugehen sei. Über Syrien steht geschrieben:

An alternative is for diplomatic efforts to focus first on how to end the violence and how to gain humanitarian access, as is being done under Annan’s leadership. This may lead to the creation of safe-havens and humanitarian corridors, which would have to be backed by limited military power. This would, of course, fall short of U.S. goals for Syria and could preserve Asad in power. From that starting point, however, it is possible that a broad coalition with the appropriate international mandate could add further coercive action to its efforts. Seite 4, Assessing Options for Regime Change, Brookings Institution.


Das Brookings Institute macht also kein großes Geheimnis daraus: Das angeblich humanitäre Engagement der USA ist nur ein Vorwand für einen lange geplanten Regimewechsel in Syrien.

Das Brookings Institute macht auch kein Geheimnis daraus, wie dies vonstatten gehen soll: Durch einen Zweifrontenkrieg gegen Syrien, mittels militärischer Interventionen der Türkei und Israels, beziehungsweise auch nur ein angedrohtes Szenario davon, um Angst innerhalb der syrischen Regierung zu sähen und das Assad-Regime zu destabilisieren:

In addition, Israel’s intelligence services have a strong knowledge of Syria, as well as assets within the Syrian regime that could be used to subvert the regime’s power base and press for Asad’s removal. Israel could posture forces on or near the Golan Heights and, in so doing, might divert regime forces from suppressing the opposition. This posture may conjure fears in the Asad regime of a multi-front war, particularly if Turkey is willing to do the same on its border and if the Syrian opposition is being fed a steady diet of arms and training. Such a mobilization could perhaps persuade Syria’s military leadership to oust Asad in order to preserve itself. Advocates argue this additional pressure could tip the balance against Asad inside Syria, if other forces were aligned properly. -Seite 6, Assessing Options for Regime Change, Brookings Institution.

Vor einigen Tagen wurde von „syrischen Rebellen“ der al-Furqan-Brigade Quneitra eingenommen. Wer sich nun wundert, warum das im syrisch-israelischen Krieg 1974 völlig zerstörte Dorf, in dem nur ein paar tscherkessische Viehhirten leben, für die Rebellen von Bedeutung sei, dem hilft ein Blick auf die Landkarte: Quneitra liegt unweit der israelischen Grenze.

Und siehe da, schon kurze Zeit später berichtete das Handelsblatt:

Am Dienstag waren die Golan-Höhen von Granaten getroffen worden, die offenbar im Konflikt zwischen Armee und Rebellen in Syrien abgefeuert wurden. Mehrere Mörsergranaten hätten am Morgen die Golan-Höhen getroffen, sagte ein Sprecher der israelischen Armee. Es habe keine Schäden oder Opfer gegeben. Demnach sollten die Granaten offenbar Dörfer in Syrien treffen und schlugen versehentlich in dem von Israel besetzten Gebiet ein.
Die israelische Armee habe bei der für die Grenzüberwachung zuständige UN-Truppe Beschwerde eingereicht, sagte der Sprecher. Israel werde es nicht hinnehmen, von Syrien aus unter Beschuss zu geraten.

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